Alte Kelter, neues Rathaus!

Eigentlich hatte Widdern ein wunderschönes Rathaus. Nicht verwunderlich, war das Gebäude in früheren Zeiten immerhin ein echtes Schloss. Ende des 19. Jahrhunderts wars vorbei mit dem Schlosscharakter und die Stadt sah das Potential des Gebäudes als Rathaus, welches sie folglich um die Jahrhundertwende dorthin platzierte.

Lange Zeit, also viele Jahrzehnte erfreuten sich die Widderner, der Gemeinderat und der Bürgermeister an dem schmucken Gebäude an prominenter Stelle. Dennoch konnte der nagende Zahn der Zeit und der zunehmende Bedarf an Räumlichkeiten nicht verdrängt werden und selbst die Renovierungen in den 1980er Jahren konnten die größer werdenden Nachteile schließlich nicht nachhaltig lösen. Die Kosten für eine Sanierung vermochte das kleine Städtchen nicht zu stemmen.

Welch glücklicher Umstand, dass parallel ein anderes Gebäude in den Fokus geriet, die „alte Kelter“, ein auf Ästhetik konzipiertes Bauwerk mit repräsentativer, in unterschiedlich farbigen Klinkersteinen gearbeiteter Schaufassade und einem prachtvollen Blendgiebel im alten Ortskern. Ende des 19. Jahrhunderts an die Stelle des einstigen Kelterplatzes errichtet, ist das Gebäude heute noch ein ansehnliches Symbol für den historischen Weinbau in Widdern und die wichtige Bedeutung des Kelterstandorts als Wirtschafts- und auch Geselligkeitstreff. Längst schon war jedoch die Kelterfunktion mit dem Abebben des Weinbaus im 20. Jahrhunderts erloschen, die städtische Bücherei wurde seither in den Räumen beherbergt.

Die lohnenswerte Sanierung wurde rasch offenbar und so konnten die Widderner ab dem Jahr 2011, unterstützt durch ein Landessanierungsprogramm sowie Zuwendungen aus der Denkmalförderung, ihr Projekt schließlich angehen. Am 1. Mai 2015 zog das Rathaus und seine Mitarbeiter feierlich in die neu sanierte Kelter ein und nahm alsgleich den Betrieb auf. 

Das alte Rathaus wurde einem guten Zweck zugeführt, denn das nun dort installierte „Haus der Vereine“ bietet räumliche Möglichkeiten für das Widderner Vereinsleben. So können die Landfreuen, der Jugendkeller oder der Fußball-Fanclub in ihrer neuen Stätte ausgelassen ihrem Vereinsleben nachkommen